Leishmaniose

Leishmaniose - Grund zur Panik?
Neues vom Leishmaniose Kongress in Sevilla 2002


Leishmaniose ist eine weltweit vorkommende Parasitose mit unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Mensch und Tier, bei der die Erreger (Leishmanien) durch den Stich der Sandmücke übertragen werden. Eine direkte Form der Ansteckung über Blut oder Speichel ist NICHT nachgewiesen und reine Spekulation. Leider wird die gegenteilige, absolut unwissenschaftliche Meinung immer wieder auch von Tierärzten (oft auch aus Unwissenheit) verbreitet und damit Hundebesitzer in Panik versetzt, die dann vielleicht sogar ihren Hund abgeben, was natürlich völlig unüberlegt und falsch ist...

Leishmaniose kann sich NUR mit dem Vorkommen der Sandmücke als Überträger verbreiten. Es gibt sie in allen mediterranen Ländern, in Regionen von Tunesien, Griechenland, Türkei, Portugal, Südfrankreich, Spanien, Kanaren, Sizilien, aber auch in Deutschland (bisher nur Baden-Württemberg) und der Schweiz. Sie sind nur von Frühling bis Spätsommer unterwegs, besonders im August und September. Sandmücken sind windempfindlich, sind also nie direkt am Meer und fliegen nur nachts, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang.

Symptome
Der Erreger, Leishmania infantum, äußert sich sekundär über die Haut, primär sind die inneren Organe befallen. Im Mittelmeerraum sind viele Menschen infiziert (in Südfrankreich 30-40% der Bevölkerung), auch viele Touristen, ohne je ein Symptom zu zeigen oder es überhaupt zu bemerken. Ernste Gefahr besteht nur für Schwerstkranke oder Säuglinge. Inwieweit ein Tier überhaupt erkrankt, ist regional unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab:
-vom Leishmania-Stamm, der mehr oder weniger krankmachend ist (kein Stamm hat sich nur auf Hunde "spezialisiert")
-vom Immunstatus und Alter des Hundes (ein gesunder, junger Hund (bis 5 Jahre) kann die Infektion selbst gut bekämpfen)
-von der Hunderasse (Bobtail, Schäferhund, Husky in Italien oder Spanien sind stärker gefährdet)

Hunde, die in Leishmaniose-Gebieten leben und aufgewachsen sind, haben sich oft bereits mit der Krankheit auseinandersetzen müssen. Ist ihr Immunsystem stabil (und das ist es meist), haben sie einen natürlichen Immunschutz erworben. Sie zeigen dann zwar einen Antikörper-Titer im Test, haben aber KEINE Leishmaniose.
Ein infizierter Hund kann sehr vielfältige Symptome zeigen, die aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Symptome können sein: schleichender Gewichtsverlust, Lahmheit, Trägheit, Appetitlosigkeit, Haarverlust (besonders um die Augen), Schuppenbildung, Hautwunden (oft nässend, meist kreisrund - an Ohren, Kopf, Nase, an den Beinen), Nasenbluten, Lymphknotenschwellung, Blutarmut (Anämie), "Ausfransen" der Ohrränder mit Schuppenbildung, Nierenschädigung.

Tests
Es gibt verschiedene Tests, die mehr oder weniger genaue Ergebnisse hervorbringen und auch von verschiedenen Kriterien beeinflusst werden können.
Beim Bluttest wird untersucht, ob vom Körper Antikörper gebildet wurden und wieviel (Antikörper-Titer). Relativ ungenau, da das Ergebnis von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Der Titer kann hoch sein, wenn der mediterrane Hund sich gerade mit der Infektion selbst auseinandersetzt und schon eine natürliche Immunabwehr gebildet hat. Dieser Hund erkrankt nicht.
Auch Stress für den Hund kann das Immunsystem durcheinander bringen und zu falschen Ergebnissen führen. Es kann eine sogenannte "Kreuzreaktion" mit einer anderen Infektion geben (Ehrlichiose, Babesiose u.a.), d.h. das Immunsystem arbeitet auf "Hochtouren" und es wird ein erhöhter Titer angezeigt, obwohl der Hund nie eine Sandmücke gesehen hat.

Therapie
Grundvoraussetzung in jedem Fall ist eine Erhöhung und Stabilisierung des Immunsystems des Hundes. Kein Stress, Geborgenheit, ausgewogenes Futter, innere Ruhe - all das verbessert seine Konstitution, sein Wohlbefinden und stärkt damit sein Immunsystem. Damit wird das Tier in die Lage versetzt, sich selbst mit dem Erreger auseinanderzusetzen und damit fertig zu werden.
Besonders Tiere, die keine Symptome zeigen, haben dabei sehr gute Chancen.
Eine "Spontanheilung" ist bei Hunden unter ca. 5 Jahren möglich und auch bekannt.
Die eigentliche Behandlung kann nur individuell erfolgen. Es stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die grundsätzlich in Kombination und auf den jeweiligen Hund abgestimmt gegeben werden müssen (Allopurinol, Amphotericin B, Antimon, Ketoconazol, Interferon, Oleyl-PC u.a.)

Leishmaniose ist eine Erkrankung, die viele Menschen aus Unwissenheit in Angst und Schrecken versetzt. Leider sind auch die meisten deutschen Tierärzte nicht ausreichend informiert und tragen dadurch zur allgemeinen Panik und Verunsicherung bei.
Wissenschaftlich gesehen, gibt es KEINEN einzigen nachgewiesenen Fall, bei dem sich der Mensch durch seinen Hund infiziert hat, eben weil inzwischen der Entwicklungsweg der Leishmanien bekannt und erforscht ist.
Es besteht also absolut kein Grund, "vorsichtshalber" gesunden Tieren aus südlichen Ländern eine Chance auf ein neues Leben in Deutschland zu verweigern.

gekürzte Fassung Silke Otto, August 2002, Far From Fear

Babesiose

Der Erreger ist Babesia canis. Hunde werden über den Biß bestimmter Zeckenarten (Vektor) infiziert. Die Babesien sind Einzeller, die die roten Blutkörperchen befallen und zerstören. Durch die Zerstörung der roten Blutzellen kommt es zu Blutarmut und oft zu Gelbsucht. Zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung liegen Tage bis Wochen. Durch das abgebaute Blut kann es zu einer Dunkelfärbung des Urins kommen. Häufig sind jedoch nur Mattigkeit, Futterverweigerung und hohes Fieber erste Anzeichen der Erkrankung. Babesien kommen außer in Südeuropa auch in der Schweiz und in einigen Gebieten Deutschlands vor.
Die Diagnose erfolgt über eine Blutuntersuchung. Therapeutika sind gewisse Antibiotika (i.d.R. das sogenannte Doxicylin) und Imizol.

Ehrlichiose

Erlichia canis sind bakterienähnliche Erreger, die durch Biß von bestimmten Zeckenarten übertragen werden. Sie leben in verschiedenen Zellen des Blutes. Inzwischen treten Erkrankungen auch in der Schweiz, in Frankreich und Deutschland auf. Die Symptome der Erkrankung können akut oder chronisch sein. Einige Tiere sind infiziert, ohne wirkliche Krankheitssymptome aufzuweisen. Wochen nach der Infektion tritt wiederkehrendes, hohes Fieber auf. Nasen- und Augenausfluß kommen vor. Es kann eine generalisierte Blutungsneigung auftreten, die zu Blutungen in der Haut und den Schleimhäuten führt. Blutarmut, Erbrechen, Durchfall, Gelenksentzündungen und zentralnervöse Störungen können im Verlauf der Erkrankung auftreten.
Erlichiose wird über einen Bluttest nachgewiesen. Die Behandlung erfolgt mit speziellen Antibiotika und dem sogenannten Imizol.

Herzwurmerkrankung (Filarien)

Dirofilarien sind weltweit in warmen Klimazonen verbreitet, ihre Larven werden durch verschiedene Stechmückenarten übertragen. Es sind Würmer, die bis zu 30 cm lang werden können. Sie siedeln sich vor allem im Herzen und der vom Herzen in die Lunge führenden Arterie an. Dadurch können sie diese Gefäße verstopfen. Atemnot durch eine eingeschränkte Herzfunktion, Abschwemmung von Würmern in die Venen des Körpers (Embolien, Organschäden) sind möglich. Im Zuge der eingeschränkten Herzfunktion kann es zu chronischem Husten und zur Bauchwassersucht, im schlimmsten Fall zum Tod durch Herzkreislaufversagen kommen.
Die Diagnose erfolgt über eine Blutuntersuchung. Die Therapie mit Medikamenten führt in der Regel zur Heilung. Die Therapie muss über einen längeren Zeitraum erfolgen, ihr Erfolg über einen weiteren Bluttest kontrolliert werden.